Ich ziehe um. Nach Südafrika. Ein vielleicht klein aussehender Schritt nach außen hin, aber ein ganz großer für mich persönlich. Von meinen Erfahrungen, Abenteuern und meinem neuen Leben in Pretoria werde ich hier erzählen. Hoffentlich können wir so in Kontakt bleiben! Ich würde mich freuen.

Freitag, 26. August 2011

Schule - Dies und das

Falls du es noch nicht wusstest: Weil Südafrika unterhalb des Äquators liegt, sind die Jahreszeiten hier genau andersrum als in Deutschland. Deswegen fängt auch das Schuljahr Ende Januar an, weil die Sommerferien im November anfangen. Also musste ich entweder schulisch ein halbes Jahr zurück oder vor. Von meinen Noten her und so hätte ich lieber ein halbes Jahr übersprungen, aber weil man in der Oberstufe nicht quereinsteigen kann, da alles bis zum Abitur hin zählt, muss ich jetzt gerade nochmal das letzte Halbjahr der zehnten machen. Schlimm ist das aber nicht, das halbe Jahr wird später auch nicht so einen großen Unterschied machen und so kann ich erst nochmal entspannt und ohne Sorge Freunde finden und Südafrika kennenlernen. Vom Stoff her ist es sehr unterschiedlich, in Mathe zum Beispiel bin ich genau auf dem gleichen Level, was also sehr passt, in Chemie allerdings wird jetzt erst gemacht, was wir unter Anderem schon in der neunten hatten. Manches ist also ziemlich langweilig und Wiederholung, aber lieber das als zu viel Stress.

Wie gesagt fängt die Schule schon um 7.30 an, was aber gar nicht schlimm ist; hier ist einfach alles früher. Zweimal die Woche habe ich bis 15.45 Schule und die restlichen Tage nur bis 14.10. Also alles relativ gechillt!

Es gibt auch ziemlich viele Veranstaltungen an der Schule, wie zum Beispiel das Oktoberfest, das Mitte September ist. Ich wurde als eines von sechs Mädchen der zehnten und elften nominiert, Oktoberfestkönigin/-prinzessin zu werden, was ich sehr lustig fand, aber es hat mich auch irgendwie gefreut, weil es ja zeigt, dass ich schon gut aufgenommen und integriert wurde. Geworden bin ich es jetzt letzendlich nicht, sondern drei Elftklässlerinnen.

In Sport kann man wählen, was man machen will, also eigentlich eher Pakete, weil es eine spezielle Reihenfolge gibt. Bei mir wäre eigentlich gerade Schwimmen dran, aber das Schwimmbecken wird zurzeit noch repariert, deswegen hatten wir Tanzen (sowieso viel besser). Ab nächste Woche habe ich dann Netball, das ist hier ziemlich beliebt als Mädchensport. Grundsätzlich ist es so wie Basketball, nur dass man nicht dribbeln darf und die Körbe nicht diese Platte dahinter haben.

Es gibt an der Schule einen sogenannten Tuckshop, da kann man Brötchen, Brezeln, Pizza, Popcorn, Süßigkeiten etc. für ziemlich wenig Geld kaufen, und man kann auch ein Hot Lunch essen, wenn man will.

Locker gibt es hier auch, aber die benutzt man komischerweise eigentlich kaum, nur für die Sportsachen oder so. Das Andere trägt man alles so, weil zwischen den Stunden nicht so viel Zeit ist wie es in Berlin war.

So, das war erst mal alles. Vielleicht interessiert euch ja, wie es hier so an der Schule ist!

Donnerstag, 25. August 2011

Dass...

… ich mich inzwischen mehr oder weniger eingelebt habe oder zumindest realisiere, dass dies nicht ein Urlaub ist, sondern inzwischen Alltag mit Routine, lässt sich wahrscheinlich schon daraus erahnen, dass es jetzt länger her ist seit meinem letzten Post.

Ein Grund dafür ist auch, dass ich mehr mache und deswegen auch weniger Zeit habe. Standardtanzen mache ich hier in einer sehr schönen Tanzschule weiter, ein- bis zweimal die Woche Gruppenkurse und einmal die Woche eine Privatstunde. Ende des Jahres mache ich wahrscheinlich sogar bei den südafrikanischen Standardtanzmeisterschaften mit! Das wäre auf jeden Fall cool. An der Tanzschule mache ich auch Cardio Latin und hier im Compound habe ich einmal in der Woche Tennisunterricht. Und ab September fange ich auch mit Gitarrenunterricht an. Wie ihr seht, ist mein Terminkalender also voll! Aber das ist auch gut so. Im Moment habe ich auch noch genug Zeit für alles, weil wir hier nicht so viele Hausaufgaben bekommen und manches eher Wiederholung ist in der Schule.

Gestern habe ich bei einer Freundin übernachtet, wir haben einen Film geschaut und gequatscht. Das war schön, aber ich bin jetzt ziemlich müde J Samstag treffen sich mehrere bei einem Mädchen in meiner Klasse zum Kaffeetrinken oder so. Und morgen gehen wir zum James Blunt Konzert in Johannesburg! Ich freue mich richtig.

Das einzige, was noch richtig fehlt, damit Pretoria noch mehr zuhause wird, ist unser neues Haus. Also klar, das Haus ist da, aber unsere Sachen noch nicht. Zumindest sollte morgen der Container Anfang September im Hafen ankommen und theoretisch können wir dann in ungefähr zwei Wochen mit dem Einziehen beginnen. Eigentlich sollte alles schon morgen ankommen… L Hoffentlich geht es jetzt trotzdem so schnell wie möglich, ich will es unbedingt! Keine Lust mehr auf das Übergangshaus – ich will mein eigenes, neues Zimmer haben. Aber das wird ja schon irgendwann.

Ende September sind schon Frühlingsferien und wir fahren wahrscheinlich nach Kapstadt und an der Küste entlang. Der Frühling fängt jetzt gerade an und es ist schon ordentlich wärmer geworden.

Samstag war an der Schule „Fun Run“, leider bekommt man hier dafür aber Noten und muss 5km auf Zeit rennen. Also „fun“ ist für mich was anderes. Weil ich echt gar keinen Bock hatte, habe ich 31 min gebraucht, was aber ganz ok ist. Es gibt an der Schule viel zu viele Sportfeste; als nächstes kommt das Schwimmfest im Oktober. Und dabei haben mir in Berlin doch schon die Bundesjugendspiele gereicht, haha.

Das war’s jetzt erst mal wieder. Ich freue mich immer über eure Nachrichten! Und wenn wir endlich eingezogen sind und durchgängig Internet haben, geht das Skypen los J

Eure Katha

Mittwoch, 10. August 2011

„´Cause this is Africa “






Wellblechhütten am Straßenrand, Kinder, die in der staubigen, roten Erde einen kaputten Ball rumkicken, Ziegen und Kühe, die zwischendurch vor’s Auto laufen, Bäume, Büsche und ein strahlend blauer Himmel – das ist Südafrika. Eine wunderschöne Lodge in einem Nationalpark, wenn Elefanten, eine Leopardenmutter mit ihren Jungen, Giraffen, Löwen, wenige Meter von dir entfernt ungestört in Freiheit grasen, schlafen, entlangspazieren – auch das ist Südafrika. Krasse Gegensätze nebeneinander; Schönheit und Armut, Reichtum und Elend.

Montag und Dienstag waren schulfrei (wegen dem südafrikanischen Women’s Day), und das lange Wochenende haben wir genutzt um endlich mal etwas vom Land zu sehen. Zwei Stunden Autofahrt und wir waren da: die Ivory Tree Lodge (=Bezeichnung für „Hotel“, von dem aus man Safaris macht) im Pilanesberg-Nationalpark. Schon die Fahrt war ein Erlebnis, aber im Nationalpark ging es dann erst richtig los. Zwei Game Drives (=Bezeichnung für Safari; Safari heißt wortwörtlich eigentlich nur Reise) am Tag, in so einem richtigen Safari-Auto, mit Ranger, der einem alles erklärt und die Tiere zeigt. Morgens um sechs war der erste Game Drive, nachmittags um vier der zweite, jeweils drei Stunden lang. Eigentlich fehlen mir die Worte, um auszudrücken, wie unglaublich so etwas ist. Die Atmosphäre lässt sich kaum beschreiben. Unglaublich friedlich, man fühlt sich eins mit der Natur, fühlt sich neben den großen, beeindruckenden Tieren klein und unbedeutend, bla bla bla… Tut mir Leid für die Klischees und Kitschigkeiten. So etwas muss man wirklich einmal im Leben erlebt haben, um zu verstehen, was ich meine. Also wie gesagt: Ihr seid jederzeit herzlich bei mir eingeladen, dann werdet ihr schon sehen, wie das ist J

Eine Elefantenfamilie mit Jungen, nur wenige Meter vom Auto entfernt, grazile Giraffen, die im Gebüsch ohne Mühe an die höchsten Blätter gelangen, Löwen, die im Schatten eines Baumes ihre Beute verschlingen, die vom Aussterben bedrohten Nashörner, an Dinosaurier erinnernd, Zebras, die, unter Antilopen gemischt, grasen, was das Zeug hält, und und und. Ein Junge aus meiner Klasse, Deutsch-Südafrikaner, der dieses Jahr mit einem Schulaustausch das erste Mal in Deutschland war, meinte neulich, er könne nicht verstehen, wie man in so einer Enge leben kann. Ich schaute ihn nur fragend an, wozu braucht man denn Platz? aber jetzt verstehe ich es: Wenn man, soweit man schauen kann, nur unberührte Natur erblickt, das ist schon ein besonderes Gefühl.

Um zu den krassen Gegensätzen zurückzukommen: Auf dem Rückweg haben wir Zwischenstop in Sun City gemacht, das „Las Vegas Südafrikas“: Manche Leute haben wirklich zu viel Geld und zu wenig Geschmack. Wunderschöne Natur, zubetonierte Prunkvillen: Ein Widerspruch nur 30, 40 km voneinander entfernt.

Südafrika, ein Land der Gegensätze – was in den Reiseführern steht, stimmt wirklich. Auch die Schattenseiten muss man erlebt haben, um die Vorzüge dieses Landes genießen zu können, glaube ich. Mal schauen, was die Zukunft an Eindrücken bringt. Ich bin auf alle Fälle sehr gespannt und wünschte, ihr wärt bei mir, um das alles mit mitzuerleben. Ich muss jetzt erst einmal den ganzen Schlaf nachholen.

Bis demnächst,

Eure Katha

P.S.: Fotos, Fotos, Fotos: sie kommen! Nur Geduld. Mit dem lahmen Internet hier eine Herausforderung. Aber ich kriege es schon hin, vielleicht über Flicker oder Skydrive oder so, und poste dann, sobald ich es habe, den Link hier, ok? Erstmal wird Facebook dran sein, denk ich. Mal schauen.

Donnerstag, 4. August 2011

Kurzes Update!

Hallo ihr Lieben,
Ich wollte mich nochmal melden. Mir geht es schon viel besser! Gestern war ich mit ein paar Leuten aus meiner Klasse und noch anderen bowlen. Das war lustig, hat viel Spaß gemacht, und ich hatte die Chance, alle näher kennenzulernen. Nächsten Sonntag macht die ganze Klasse wahrscheinlich zusammen ein Braai, das heißt Grillen.
Montag und Dienstag haben wir frei!! Wir fahren 2.5 Std von hier entfernt in eine Lodge in einem Game Reserve und machen Safari. Darauf freue ich mich schon und ich werde natürlich berichten und Fotos posten!
Ich werde hier auch anfangen, Tennis zu spielen, direkt hier auf dem Compound, und Standardtanzen kann ich auch weitermachen, was mich freut.
Bis bald,
Eure Katha

Dienstag, 2. August 2011

Die ersten Schultage

Schneller als man denkt ist dann auch schon wieder der erste Schultag vorbei! Nachdem meine Eltern uns hingefahren haben, trafen wir unsere Klassenlehrer und gingen in die Aula, wo jeden Montagmorgen alle Schüler hingehen müssen und Announcements aller Art gemacht werden. Da traf ich schon die ersten Mitschüler: Wir sind 23 Schüler in der a-Klasse, alle waren nett, offen und hilfsbereit. Es gibt auch eine b-Klasse, die zum südafrikanischen Abschluss führt und in der fast nur Stipendiaten aus einem Township, das sich hier im Umkreis befindet, sind. Auch wenn ich mit denen nicht so viel zu tun hatte bis jetzt, scheinen sie auch sehr sympathisch zu sein.

Der Tagesrhythmus ist hier völlig anders. Weil es abends früher dunkel wird und es im Sommer ja auch um die Mittagszeit ziemlich heiß wird, ist alles im Vergleich zu Deutschland nach vorne geschoben. Die Schule beginnt schon um 7.30 (es gibt sogar Sport-AGs, die vor der Schule um 6.30 beginnen!), was heißt, dass ich um sechs aufstehen muss, und man geht abends dann halt früher ins Bett. Daran gewöhnt man sich, schwer vorzustellen, aber wahr, sehr schnell.

Anders als an der JFK ist die Pausenaufteilung. Nach jeder zweiten Stunde hat man 15 min Pause und in der Mitte des Tages einmal 40 min. Jede Schulstunde ist auch nur 40 min, dafür gibt es dann öfter Doppelstunden. Das mit den vielen kürzeren Pausen ist eigentlich ganz gut.

Schuluniform tragen zu müssen, daran habe ich mich jetzt schon gewöhnt. Morgens ist man schneller angezogen und in der Schule achtet man weniger darauf, was andere tragen. Ein Grund dafür, dass es an der Schule eine Uniform gibt, sind auch die Stipendiaten. Man trägt im Winter (also jetzt) eine schwarze Hose oder den schwarzen Uniformsrock mit schwarzer Strumpfhose, schwarze Schuhe, das Schulpolohemd in rot, weiß oder schwarz, darüber die Schulfleecejacke oder den Pulli und für draußen gibt es noch solche Jacken. Trotzdem mag ich Anziehsachen und so eigentlich sehr und vermisse es jetzt schon ein bisschen, mir auszusuchen, was ich anziehen will. Nach der Schule ziehe ich mich aber sowieso um und in der Schule schafft es wirklich auch Gemeinschaft.

Apropos Gemeinschaft: Dadurch, dass es nicht so viele Parallelklassen gibt, ist die Klassengemeinschaft viel stärker, jeder macht was mit jedem und in der Freistunde machen auch alle was zusammen, was wirklich schön und angenehm ist. Es gibt nicht so krasse Cliquen wie an der JFK und so. Obwohl ich das auch nicht so schlimm fand, weil ich euch ja hatte J

Wie ihr seht, geht es mir ganz gut und ich komme zurecht, aber ich vermisse Berlin und euch sehr. Ich wünschte, ich könnte ganz normal wie früher mit der S-Bahn in die Schule und Lunch mit euch verbringen. Oder ich wünschte, ich könnte die Zeit hier vorspulen, damit die anstrengende Eingewöhnungsphase vorbei ist und alles sich normal und wie zuhause anfühlt. Aber natürlich geht weder das eine noch das andere. Also muss ich einfach Geduld haben und optimistisch bleiben. Irgendwie wird das alles schon, dauer halt nur…

Ich habe euch sehr lieb. Vergesst das nicht!

Eure Katha